Frankfurt/Main (AP) Die Rezession im Euro-Raum verschärft sich nach
Einschätzung der Europäischen Zentralbank dramatisch. Dennoch beließen die
Währungshüter den Leitzins am Donnerstag bei einer turnusmäßigen Sitzung in
Frankfurt am Main unverändert bei 1,0 Prozent.Bild vergrößernDie EZB
korrigierte ihre Konjunkturerwartungen für dieses Jahr deutlich nach unten.
Die Währungshüter rechnen nun mit einem drastischen Rückgang des
Bruttoinlandsproduktes im Euro-Raum um minus 5,1 bis minus 4,1 Prozent. Als
Gründe führte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet den «sehr schwachen» Start
in dieses Jahr an. Die Wirtschaft war in den ersten drei Monaten um 2,5
Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2008 und um 4,8 Prozent gegenüber dem
Vorjahr geschrumpft. Dies belaste die Entwicklung im Gesamtjahr, sagte
Trichet. Im März war die EZB noch von einem Rückgang des BIP im gemeinsamen
Währungsraum um 2,2 bis 3,2 Prozent in diesem Jahr ausgegangen.Anzeichen
für Abschwächung der TalfahrtImmerhin sehen die Währungshüter Anzeichen für
eine Verlangsamung der Talfahrt in den kommenden Monaten. Nach einer Phase
der Stabilisierung erwartet die EZB ab Mitte 2010 wieder ein Wachstum der
Wirtschaft im Euro-Raum. Für das gesamte kommende Jahr rechnet sie mit
einer Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes zwischen minus 1,0 und plus
0,4 Prozent.Positiv wertet die EZB die Entwicklung der Teuerungsrate. Für
das Jahr 2009 geht sie von einer Inflation zwischen 0,1 und 0,5 Prozent aus
und korrigierte damit die Erwartungen aus dem März ebenfalls nach unten.
Für 2010 liegt die Prognose bei einer Teuerung zwischen 0,6 Prozent und 1,4
Prozent.Anleihenkauf kein Anwerfen der NotenpresseDi e EZB nannte erste
Einzelheiten des angekündigten Programms zum Aufkauf von besicherten
Anleihen im Volumen von 60 Milliarden Euro. Sie will damit den
Geschäftsbanken mehr Geld für die Kreditvergabe verschaffen. Die Aktion
soll im Juli beginnen bis bis Ende Juni 2010 abgeschlossen sein.Trichet
betonte entschieden, der Aufkauf von sogenannten Covered Bonds, Anleihen,
zu denen auch die in Deutschland bekannten Pfandbriefe zählen, bedeute
nicht ein Anwerfen der Notenpresse. Die Maßnahme neutralisiere sich
automatisch, da die Banken dann andere Angebote der Zentralbank nicht in
Anspruch nehmen müssten. Die EZB werde auf die Entwicklung jedoch ein
wachsames Auge haben und nötigenfalls eingreifen.Gespräch mit MerkelTrichet
antwortete auch auf Fragen nach Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel am
Verhalten der Zentralbanken. Er habe am Mittwoch mit Merkel telefoniert,
erklärte Trichet. Merkel respektiere die Unabhängigkeit der EZB vollständig
und unterstütze sie auch. Merkel habe gesagt, sie sei sehr zufrieden mit
den Entscheidungen der Zentralbank.Seit der dramatischen Verschärfung der
Finanzmarktkrise im September 2008 haben die europäischen Währungshüter die
Zinsen in sieben Schritten auf einen historischen Tiefstand gesenkt. Zum
letzten Mal lockerte die die EZB die Zinsen im Mai.Unterdessen ließ auch
die britische Notenbank den Leitzins unverändert bei 0,5 Prozent. Zugleich
setzten die Währungshüter den Ankauf von Staatsanleihen fort. Im
vergangenen Monat erweiterte die Notenbank ihr Programm, mit dem sie Geld
in den Finanzmarkt pumpt, auf 125 Milliarden Pfund (144 Milliarden Euro).©
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Friday, June 5, 2009
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